"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!" ruft Jesus uns in der Losung für das neue Jahr zu.
Barmherzigkeit - das klingt altertümlich und nach Kirche. Doch worum es geht ist sehr aktuell und betrifft unser tägliches Zusammenleben. Ein menschliches Miteinander, das von Wohlwollen geprägt ist. Einen guten Blick füreinander. Anteilnahme und Fürsorge.
Das Wort Erbarmen kommt aus dem Althochdeutschen: Ab-armen. Von Armut und Not befreien. Wer sich erbarmt, schafft Abhilfe in der Not. Barmherzigkeit zeigt sich nicht in schönen Worten, sondern ganz praktisch.
Das zurückliegende Jahr hat uns alle ungeahnt zur Barmherzigkeit herausgefordert. Plötzlich konnten wir nicht mehr unsere gewohnten Wege gehen und mussten etliche Pläne begraben. Neue Wege waren gefragt, um in Kontakt zu bleiben und füreinander da zu sein.
Das ist uns vielfach auf erfrischend kreative Weise gelungen. Wir haben viele ermutigende Beispiele von praktizierter Nächstenliebe und Solidarität erlebt. In den Familien, in der Nachbarschaft und darüber hinaus. Auch unsere Partner in Zimbabwe haben das dankbar wahrgenommen.
Doch es hat sicher auch die gegeben, die wir in ihrer Not übersehen dabeihaben. Nicht zuletzt die Flüchtlinge, die vor verschlossen Grenzen nach Europa stehen, in menschenunwürdigen Lagern ausharren oder auf der Flucht übers Meer ertrinken.
In der Bibel ist der erste Barmherzige Gott. Er ist „barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue.“ Gottes Barmherzigkeit gilt allen seinen Geschöpfen. Er sieht uns freundlich an. Jede und jeden. Für seinen freundlichen Blick müssen wir nichts tun. Den müssen wir uns nicht erarbeiten. Und aus dem fallen wir niemals hinaus.
Stellen wir uns auch weiterhin gemeinsam der Herausforderung durch das Virus. Bleiben wir miteinander geduldig, umsichtig und solidarisch. Oder werden wir es. Und seien wir nicht nur miteinander barmherzig, sondern auch mit uns selbst. Geben wir liebevoll aufeinander acht und auch auf unser eigenes Herz. Behüten wir es vor Überforderung und Verhärtung. Schalten wir alle Barmherzigkeits-Ampeln auf Grün und machen das neue Jahr zu einem „Jahr der Barmherzigkeit“.
Ihr/Euer Olaf Goos